Der Autor von „Deutschland schafft sich ab“, Thilo Sarrazin, redete am Dienstag bei der vom Freiheitlichen Bildungsinstitut und dem Liberalen Klub organisierten Veranstaltung „Die neue Völkerwanderung – Risiken und Gefahren“ Klartext. „Europa muss seine Grenzen unter Kontrolle bringen und letztlich schließen. Das gebietet die Vernunft, die ich aber in der derzeitigen Flüchtlingspolitik vermisse“, stellte Sarrazin klar.
Vor rund 500 Zuhörern im größten Kinosaal des „Twin Tower“ am Wienerberg und bis zu 37.000 Zusehern, die der Live-Übertragung auf Facebook folgten, lieferten der deutsche Bestsellerautor und FPÖ-Bundesparteiobmann HC Strache dezidierte Kontrapunkte zur Untätigkeit der politisch Verantwortlichen in der aktuellen Flüchtlingspolitik.
Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel habe die Flüchtlinge quasi „eingeladen“, nach Europa zu kommen, und sei jetzt geradezu erstaunt, dass so viele dem Ruf gefolgt seien. Bis zu 1,5 Millionen Flüchtlinge würden die von Merkel ausgerufene „Willkommenskultur“ bis Jahresende in Deutschland in Anspruch nehmen, hieß es in einem jüngst an die Öffentlichkeit geratene internen Papier der Berliner Regierung, erklärte FPÖ-Chef HC Strache. Er forderte, dass Österreich von seiner „Willkommenskultur“ hin zu einer gesetzlichen „Ankommenskultur“ kommen müsse. Die österreichische Politik habe bisher „fahrlässig und gemeingefährlich“ gehandelt.
HC Strache kritisierte, dass den Flüchtlingen das Recht zugesprochen werde, sich ihr Zielland selbst auszusuchen. „Und auch wenn es dieses Recht auf Asyl für alle gäbe, hätten die Migranten nur Anspruch darauf in dem Land, in dem sie erstmals europäischen Boden betreten“, rief der FPÖ-Obmann das geltende EU-Recht, die Dublin-III-Verordnung, in Erinnerung.
Auch Sarrazin kritisierte die „Willkommenskultur“, die alle internationalen und nationalen Gesetze ausgehebelt habe. Kanzlerin Angela Merkel habe großartig versprochen: „Wir schaffen das!“ – jedoch habe sie die Bundesbürger nie gefragt, ob „wir das auch wirklich wollen, was wir schaffen wollen“, bemerkte Sarrazin. Er warf der Bundeskanzlerin vor, das Land ohne Zustimmung der Bevölkerung zu einem „großen Schweden“ machen zu wollen, das mit einem immer größer werdenden Schwung an Problemen aus seiner großzügigen Asyl- und Zuwanderungspolitik konfrontiert werde.
Lob fand der frühere Vorstand der Deutschen Bundesbank für Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán, der versucht habe, die Kontrolle über die Grenze wiederzuerlangen. „Das sieht im Fernsehen natürlich unschön aus, und Orban ist dafür beschimpft worden“, bemerkte Sarrazin zu Orbáns Hartnäckigkeit „sich nicht scheuen, logisch zu denken und nach ihren Ansichten zu handeln“.
Abschließend warnte er vor einer „tiefgreifenden und unwiderruflichen kulturellen Veränderung“ in Europa als Folge dieser Flüchtlingsbewegung, in der in erster Linie Millionen Muslime nach Europa strömten. „Merken Sie sich den Faktor fünf“, mahnte Sarrazin. Denn um diese Zahl werde sich der Zuwanderungsstrom innerhalb der nächsten 15 bis 20 Jahre noch vergrößern „wegen unserer Nachzugsregelungen und der Zahl der Geburten“.