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21. November 2024 | Energie, Wirtschaft

Deutschlands Stahlwerken droht der „grüne Tod“

Auf der Jubiläumsfeier der deutschen Wirtschaftsvereinigung Stahl wurde der grüne Wirtschaftsminister Habeck mit den Folgen seiner Deindustrialisierungs-Politik konfrontiert.

Foto: GMH-Gruppe / NFZ

Vor allem die hohen Energiekosten lassen die Industrie verzweifeln. Alleine die Netzentgelte für Strom haben sich in diesem Jahr in Deutschland verdoppelt. Angesichts der verordneten „grünen Transformation“ in der Stahlbranche, bei der die klassische Hochofen-Route mit Koks und Kohle durch wasserstoffbetriebene Direkt-Reduktionsanlagen abgelöst werden soll, stehen die Unternehmen vor schier unlösbaren Problemen.

Für Wirtschaft ist es fünf nach zwölf

„Wir sehen bei unseren Mitgliedsunternehmen, dass es fünf nach zwölf ist. Wir müssen jetzt handeln“, mahnte Gunnar Groebler, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, zur fortschreitenden Deindustrialisierung. Die Stahlindustrie wie auch die Wirtschaft insgesamt brauche eine klare Perspektive über eine Absenkung der Strompreise und der Netzentgelte.

Keine Reserven mehr für Investitionen

Konkrete Zahlen zu dieser Katastrophe lieferte Alexander Becker vom Elektrostahlhersteller Georgsmarienhütte: „Wir hatten in unserem Hauptstahlwerk zehn Jahre lang durchgehende Investitionen von 20 Millionen Euro pro Jahr und Energiekosten in Höhe von 40 Millionen Euro. Seit zwei Jahren haben wir nun 80 Millionen Euro Energiekosten. Damit haben wir keinen Raum mehr für Investitionen.“

Milliardengrab „grüner Stahl“

Die Investitionen in „grünen Stahl“ stehen auch dem deutschen Marktführer Thyssenkrupp wegen Kostensteigerungen auf dem Prüfstand. Eines von vier Prüf-Szenarien sehe den Baustopp der für die Stahlherstellung mit Wasserstoff notwendigen Direkt-Reduktionsanlage vor, die Berlin mit 1,3 Milliarden und das Land Nordrheinwestfalen mit weiteren 700 Millionen Euro subventioniert hat.

Grüner Wasserstoff mit Abstand teuerste Variante

Die Kluft zwischen Klimarettungs-Wünschen und technischer Realität hat eine Studie des Energiewissenschaftlichen Instituts der Uni Köln (EWI) im Oktober aufgezeigt: Grüner Wasserstoff wird auf Jahrzehnte zu teuer für viele industrielle Anwendungen sein und wäre auf Dauersubventionen in Höhe von 50 bis 200 Milliarden Euro bis 2045 angewiesen. Manuel Frondel vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung bringt das Dilemma auf den Punkt: „Stahl mit grünem Wasserstoff zu produzieren ist das mit Abstand teuerste Verfahren, das wir uns eigentlich gar nicht leisten können.“

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