Aus Sicht des deutschen Ökonomen Daniel Stelter waren die hohen Staatsschulden in Europa und den USA einer der Gründe für die jüngsten Börsenturbulenzen. Der Ökonom befürchtet in einem Interview mit der „Neuen Zürcher Zeitung“ einen weiteren Wohlstandsverlust in Europa, weil die Euroländer ihre übermäßigen Schulden nur durch hohe Inflationsraten im Zaum halten können.
Schuldenwachstum immer weniger beherrschbar
Viele Staaten, aber auch die privaten Haushalte in vielen Industrieländern seien stark verschuldet, das mache das System anfällig für Krisen. Der Privatsektor werde auf Dauer die derzeitigen hohen Zinsen nicht verkraften, während die Staaten ihr Schuldenwachstum nicht in den Griff bekommen.
Hohe Zinsen, niedrige Produktionszuwächse
Er zitierte den französischen Finanzminister Bruno Le Maire, wonach die Zinsausgaben maßgeblich am steigenden Haushaltsdefizit verantwortlich seien, das die Gesamtstaatsverschuldung auf 110 Prozent des Bruttoinlandsprodukts hinaufgetrieben habe. Solange die Zinsen zur Inflationsbekämpfung hoch bleiben, wird das Problem größer, weil billige alte Anleihen auslaufen und neue Anleihen nur zu höheren Zinssätzen zu bekommen seien. Verstärkt wird der Effekt durch die niedrigen Produktivitätszuwächse in der Wirtschaft bzw. die Entindustrialisierung Europas durch den "Green Deal" mit seinen CO2-Strafsteuern für die Industrie.
Vermögen zerrint Sparern unter den Fingern
Weil Staaten aber nicht pleitegehen dürfen, die Notenbanken sie dann finanzieren – siehe Griechenland-Rettung – warnte Ökonom Stelter: „In einer Währungsunion, in der keiner sparen will, sind die Sparer die Dummen. Der Euro wird nur mit einer höheren Inflationsrate überleben. Das Vermögen von Sparern im Euro dürfte sich daher also weiter schleichend entwerten.“